Von F.-B. Habel

    Eine dichte, brisante Novelle nicht ohne Charme schrieb Friedrich Wolf 1941 im Moskauer Exil. „Lucie und der Angler von Paris“ wird der Aufbau-Verlag im kommenden Frühjahr neu auflegen. In der Erzählung, die Wolf selbst für seine beste hielt, griff er Motive auf, die ihn zuvor in der Zeit im französischen Exil bewegt hatten. Ein Untergrundkämpfer und eine junge Malerin treffen aufeinander und wachsen aneinander. Die eher unpolitische Künstlerin lernt verstehen, was den politischen Aktivisten bewegt, und er, dass reiner Aktionismus ohne Blick auf die Schönheiten der Welt nicht funktioniert. Unser Mitglied Hans Müncheberg lernte als sehr junger Mann Friedrich Wolf kurz vor dessen Tod kennen. Gemeinsam prüften sie Wolf-Stoffe für ihre Adaption ins Medium Fernsehen. Im Deutschen Fernsehfunk machte Müncheberg, der zuvor Wolfs „Der verschenkte Leutnant“ für den Fernsehfunk umgesetzt hatte, gemeinsam mit Regisseur Kurt Jung-Alsen (bekannt durch Franz Fühmanns „Betrogen bis zum jüngsten Tag“) aus „Lucie und der Angler von Paris“ einen Kammerspielfilm, der bis heute beeindruckt.

    Christoph Terhechte soll zum 1. Januar 2020 neuer Intendant und künstlerischer Leiter des DOK-Filmfestivals sowie Geschäftsführer der Leipziger Dok-Filmwochen GmbH werden. Eine Auswahlkommission hat sich auf Herrn Terhechte als geeignetsten Kandidaten im Auswahlprozess festgelegt. Die Personalie wurde bereits im Aufsichtsrat der Gesellschaft vorberaten. Gesellschaftervertreter und Oberbürgermeister Burkhard Jung hat das Ergebnis nun ebenso bestätigt, so dass die Ratsversammlung das endgültige Votum - voraussichtlich in ihrer Sitzung am 30. Oktober - treffen kann.
     
    Christoph Terhechte wird Nachfolger von Leena Pasanen, deren Intendanz nach fünf Jahren regulär endet. Kulturbürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Skadi Jennicke sagt: „Mit Christoph Terhechte gewinnt die Stadt Leipzig für DOK Leipzig einen Intendanten mit künstlerischem Weitblick, internationalem Renommee und viel Erfahrung sowie Sensibilität. Dies wird bei der Ausrichtung des Festivals hinsichtlich der Verankerung in der Stadtgesellschaft aber auch hinsichtlich der überregionalen und internationalen Bedeutung von DOK Leipzig von entscheidendem Vorteil sein.“

    Von Jegor Jublimov

    Erstaunliche 90 Jahre ist er und doch bis in jüngste Zeit aktiv: der Fernsehdramaturg und Autor Hans Müncheberg, der am 9. August seinen Geburtstag begehen konnte. Er hat ein Leben voller Widersprüche hinter sich, über das er bis 1990 öffentlich schwieg, aber seine Erfahrungen seither als Zeitzeuge in Artikeln, Büchern und Gesprächen produktiv werden lässt. Das Verhängnis des Templiner Jungen war es, dass ihn seine Eltern 1940 auf eine Napola, eine „Nationalpolitische Erziehungsanstalt“, gaben, in der er zu einem glühenden Nazi erzogen werden sollte. Die Erlebnisse, die er als noch kindlicher Kämpfer in den letzten Kriegswochen machen musste, öffneten ihm die Augen. Nach dem Krieg war er entschiedener Antifaschist, konnte (nach Schwierigkeiten) ein Lehrerstudium aufnehmen und fand im Praktikum zum Berliner Rundfunk. Dass es zum damaligen Fernseh-Versuchsprogramm kein kleiner Schritt war, erzählt Müncheberg, heute ein Pionier des DDR-Fernsehens, in seinen autobiografischen Büchern.Er kam mit anderen Antifaschisten in Kontakt, konnte als dramaturgischer Mitarbeiter mit Friedrich Wolf an dessen Stoffen „Der verschenkte Leutnant“ und „Lucy und der Angler von Paris“ zusammenarbeiten. Doch als ihm anheim gestellt wurde, in die SED einzutreten, passte Müncheberg. Von da an wurde er kaltgestellt, konnte als Autor noch heitere Stoffe unterbringen, wie das Berlin-Stück „Nante jr.“ mit Willi Narloch. Doch dann folgte die Zusammenarbeit mit Anna Seghers, die sich keinen besseren Arbeitspartner als Müncheberg vorstellen konnte: „Die große Reise der Agathe Schweigert“ und „Das Schilfrohr“ wurden zu TV-Sternstunden! Stoffe von Günther Rücker und Jan Koplowitz schlossen sich an. Seit vielen Jahren ist Müncheberg nach Übernahme des Archivs des Film- und Fernsehverbands der DDR ehrenamtlicher Archivar des DDR-Fernsehens, ein kenntnisreicher Sachwalter, der sich streitbar einmischt, wenn darüber ungenau in der Öffentlichkeit berichtet wird.

     

    Der Beitrag erschien am 7.8. in der Tageszeitung junge Welt und wurde für unsere Homepage durch den Autor leicht bearbeitet.

    Von F.-B. Habel

     

    „Man lernt sehen, indem man ihm zusieht“, schrieb Rudi Strahl, als der Franzose Marcel Marceau in den sechziger Jahren mehrfach in der DDR gastierte. Mit der stummen Kunst der Pantomime, die in jeder Sprache zu verstehen ist, galt er als „ein Botschafter der Völkerverständigung“. Das war der weltweit gefeierte Künstler schon zu Beginn der fünfziger Jahre, wenn auch damals noch als Geheimtipp.


    Anlässlich seiner Gastspiele 1951/52 bannte ein Kollektiv der DEFA, zu dem in erster Linie Regisseur Wolfgang Schleif und Kameramann E.W. Fiedler zählten, Marceaus Studien und zwei Inszenierungen aufs Zelluloid – sogar in Farbe! Leider schieden sich in einer Zeit, als man den angeblichen Formalismus debattierte, auch an der Pantomime die sozialistischen Geister. Die Filme kamen verzögert und eher versteckt in die Kinos, nachdem Regisseur Schleif die DDR schon verlassen hatte.
    Der rührige DVD-Vertrieb absolutMEDIEN legt jetzt endlich in Zusammenarbeit mit der DEFA-Stiftung die weitgehend vergessenen Filme der Öffentlichkeit vor und ergänzt die drei Mittelmetrage-Filme durch Sujets aus der Wochenschau Der Augenzeuge. Wie es heißt, war eine akribische Sucharbeit nötig, um die Filme zu finden. Dabei gab es eben diese Zusammenstellung der Filme (nicht ganz so umfangreich) in den achtziger Jahren in der DDR schon. Als „Marcel-Marceau-Programm“ wurde sie vom Staatlichen Filmarchiv verliehen.

    Seit dem 4. April ist die neue Komödie von Regisseur Marcus H. Rosenmüller nach einer Idee und dem Drehbuch von Nora Lämmermann und Simone Höft in den Kinos zu sehen. "Unheimlich perfekte Freunde" ist der vierte Film der Initiative „Der besondere Kinderfilm“. Der Zusammenschluss aus 26 Partnern der Filmwirtschaft, Politik, Förderungen des Bundes und einiger Länder sowie öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern engagiert sich seit 2013 gezielt für originäre Filmstoffe für Kinder ab 6 Jahren.

     

    Wer hat sich nicht schon mal einen Doppelgänger gewünscht?

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