Kollege Hans Müncheberg hat Geburtstag

    Von Jegor Jublimov

    Erstaunliche 90 Jahre ist er und doch bis in jüngste Zeit aktiv: der Fernsehdramaturg und Autor Hans Müncheberg, der am 9. August seinen Geburtstag begehen konnte. Er hat ein Leben voller Widersprüche hinter sich, über das er bis 1990 öffentlich schwieg, aber seine Erfahrungen seither als Zeitzeuge in Artikeln, Büchern und Gesprächen produktiv werden lässt. Das Verhängnis des Templiner Jungen war es, dass ihn seine Eltern 1940 auf eine Napola, eine „Nationalpolitische Erziehungsanstalt“, gaben, in der er zu einem glühenden Nazi erzogen werden sollte. Die Erlebnisse, die er als noch kindlicher Kämpfer in den letzten Kriegswochen machen musste, öffneten ihm die Augen. Nach dem Krieg war er entschiedener Antifaschist, konnte (nach Schwierigkeiten) ein Lehrerstudium aufnehmen und fand im Praktikum zum Berliner Rundfunk. Dass es zum damaligen Fernseh-Versuchsprogramm kein kleiner Schritt war, erzählt Müncheberg, heute ein Pionier des DDR-Fernsehens, in seinen autobiografischen Büchern.Er kam mit anderen Antifaschisten in Kontakt, konnte als dramaturgischer Mitarbeiter mit Friedrich Wolf an dessen Stoffen „Der verschenkte Leutnant“ und „Lucy und der Angler von Paris“ zusammenarbeiten. Doch als ihm anheim gestellt wurde, in die SED einzutreten, passte Müncheberg. Von da an wurde er kaltgestellt, konnte als Autor noch heitere Stoffe unterbringen, wie das Berlin-Stück „Nante jr.“ mit Willi Narloch. Doch dann folgte die Zusammenarbeit mit Anna Seghers, die sich keinen besseren Arbeitspartner als Müncheberg vorstellen konnte: „Die große Reise der Agathe Schweigert“ und „Das Schilfrohr“ wurden zu TV-Sternstunden! Stoffe von Günther Rücker und Jan Koplowitz schlossen sich an. Seit vielen Jahren ist Müncheberg nach Übernahme des Archivs des Film- und Fernsehverbands der DDR ehrenamtlicher Archivar des DDR-Fernsehens, ein kenntnisreicher Sachwalter, der sich streitbar einmischt, wenn darüber ungenau in der Öffentlichkeit berichtet wird.

     

    Der Beitrag erschien am 7.8. in der Tageszeitung junge Welt und wurde für unsere Homepage durch den Autor leicht bearbeitet.

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