Filmkritik: Die Frau des Nobelpreisträgers (O.T. The Wife) von Björn Runge

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Von Ulrike Schirm.

Morgenstund hat Gold im Mund…..In aller frühe klingelt das Telefon bei dem Ehepaar Joan (Glenn Close) und ihrem Ehemann Joe Castleman (Jonathan Price).

Die Stimme am Telefon verkündet, dass er den Nobelpreis für Literatur in Stockholm verliehen bekommt. Joe`s Traum geht in Erfüllung.

Ausgelassen hüpfen die Eheleute in ihrem Bett auf und ab. Freudigst machen sie sich in Begleitung ihres Sohnes David (Max Irons) aus ihrer Heimatstadt Connecticut auf den Weg in die schwedische Hauptstadt. Das dieser Anruf ihr Leben nachhaltig verändern wird, ahnen sie nicht.

Während die Zeremonie der Preisübergabe akribisch vorbereitet wird, trifft sich Joan, die  sich etwas überflüssig vorkommt, mit einem aufdringlichen Journalisten, Nathaniel Bone (Christian Slater), der sich vorgenommen hat, eine Biografie über ihren Mann zu schreiben. Zögerlich steht sie ihm Rede und Antwort. Je öfter sie ihn trifft, jetzt 40 Jahre später, nach ihrem Kennenlernen mit Joe, beginnt sie ihre Rolle als Ehefrau und Mutter in Frage zu stellen. In ihrer Ehe lief längst nicht alles so, wie es nach aussen hin den Anschein hat. In Rückblenden wird ihre Geschichte erzählt. Die  junge Joan wird von Glenns Tochter, Annie Starke gespielt.

Joan lernte ihren Mann am College kennen. Dort war er Dozent für kreatives Schreiben. Joan war eine seiner begabtesten Studentinnen. Wie es leider in den 50er-Jahren so üblich war,  gab sie ihre Ambitionen ihrem Mann zuliebe auf. Hinzu kam, dass schreibende Frauen damals so gut wie kaum anerkannt wurden.

(„Hinter jedem erfolgreichen Mann, steckt eine Frau, die ihm den Rücken frei hält“. ) Bei einer Frage, nach ihrer Rolle in der Ehe, antwortet sie verschmitzt: „I´m the king-maker“.

Die Heile-Welt -Fassade bekommt Risse. Joan, die weit mehr ist als eine aufopfernde Ehefrau, die genervt ist, von den egomanischen Zügen ihres Mannes und dessen zahlreichen Affairen, deckt seine Lebenslüge mit gekonnter Ironie nach und nach auf.

Bevor es zu einem Streit kommt, klingelt wieder das Telefon. Ihre Tochter verkündet die Geburt des Enkelkindes. Beide sind zu Tränen gerührt…

Close und Pryce sind grossartige Spielpartner. Auch Slater, den man schon lange nicht mehr auf der Leinwand sah, besticht durch eine beachtliche schauspielerische Leistung.

Als Vorlage diente dem schwedischen Regisseur Björn Runge, der 2003 veröffentliche, gleichnamige Roman der US-Autorin Meg Wolitzer. Das Drehbuch schrieb Jane Anderson.

Herausgekommen ist „Bestes Schauspieler-Kino“.